Shroud - Überall und nirgends

Die Mördertaube

Kapitel Eins

Es war eine kalte, Grauen erregende Nacht in dieser Freilichtarena, London genannt. Die meisten der Spieler flohen den nebeligen Regen dort draußen, außerhalb der Sicherheit ihrer Burgheimstätten - aber nicht alle von ihnen.
Es war die Zeit, sich zu empören über einige Mitmenschen - jene, die einsam und unglücklich waren - wie dieser verlassene  Mann mit dem verzweifelten Blick, der mit seinen traurigen Augen die verrottete Hauptstadt durchstreifte - auf der Suche wonach?
Zum letzten Mal in diesem Jahr wurde ein Weihnachtsmann auf offener Straße überfahren - das Christfest näherte sich seinem Ende. Traditionen und Gesänge, Geschenke und darum Fröhlichkeit beherrschten die Herzen der Menschen, doch nur derer, die nicht in den Fesseln der Weihnachtstraurigkeit hingen und nichts so herbei sehnten wie den Beginn eines neuen Tages jenseits aller Festlichkeiten.
Wie eigentlich immer um diese Zeit litt auch der Mann, der ziellos durch die regennassen Straßen Londons irrte, unter der Oberflächlichkeit jener, die dem Kommerz huldigten statt der Freude, die das Geld verehrten anstelle Gottes, die so fürchterlich normal waren wie fast alle in dieser Zeit, ohne Blick und Verständnis für die Ungezählten, deren Weihnachtsgeschenke Einsamkeit, Not und Verzweiflung hießen.
Der Mann war noch nicht alt, kaum dreißig Jahre zählte die Spanne seines Lebens heute, er war groß, sicherlich über sechs Fuß, und von schlankem Wuchs. Unter seiner regendichten Jacke zeichneten hagere Muskelstränge ein Bild von großer Kraft in den Stoff der Kleidung. Mit geschmeidigen Bewegungen schien diese Maschine menschlichen Gewebes zu erstaunlichen Höchstleistungen in der Lage. Unter der Tweedmütze, die die Tartans eines einstmals mächtigen Highland - Clans zeigte, saß ein Schopf kastanienbrauner, leicht gewellter Haare, die als sauber gestutzter Bart die harten Linien des schmalen Gesichts etwas abmilderten. Ein Mund mit strichdünnen Lippen und eine scharfgradige Nase standen im Widerstreit mit Augen, die grau-grün, mild und melancholisch in die Welt blickten.
Im Sinne diesen Widerstreits, wie um die Gefährlichkeit des durchtrainierten Körpers zu unterstreichen, schmiegte sich eine vielschüssige Automatikpistole in ein Halfter unter der linken Achsel - blau schimmernder Stahl in weich glänzendem Leder. Der Mann spürte das harte Metall, das beständig gegen seine Rippen drückte - ein mehr als unangenehmes Gefühl. Er dachte an den Schlag, den jeder Schuß ihm versetzte, an den beißenden Gestank der explodierenden Patronen; und er dachte daran, wie sehr er das alles hasste.
Genauso jedoch wusste er, dass er die Waffe niemals ablegen würde. Eine Waffe wie diese hatte ihm einmal fast das Leben genommen; Nur eine Waffe wie die unter seiner Achsel war Garant für dieses Leben. Er würde nie darauf verzichten: darauf verzichten, sie zu tragen, darauf verzichten, sie zu hassen.
Eine weitere Pistole, klein und handlich, geladen mit gemeinen Schrotpatronen, ruhte in der Jackentasche, jederzeit greifbar und bereit. Die Hände des Mannes, sie waren sehnig und feingliedrig mit langen, beweglichen Fingern; er hatte sie nicht in den Taschen seiner Jacke, als sei die Kälte des Stahls schlimmer als die Kälte der Nacht.
Was tat ein solcher Mann in einer Nacht wie dieser, gerüstet zum Kampf auf Tod und Leben, in dieser Stadt, die er einsam und traurig durchschritt auf dem fahlgrauen, regennassen Band ihrer Straßen?
Er war kein schlechter Mann, und er trug keinen Mord im Herzen.
Der Mann war Detektiv.
Sein Name war Shroud.

Kapitel Zwei

Auch sie war in dieser Stadt und allein. Es war eine fremde Stadt für sie, und sie war der Stadt eine Fremde. Mit kleinen Schritten bewegte sich die junge Frau anmutig durch Schluchten aus Beton, über Brücken aus Gestein und Wege aus Asphalt. Die sieben Millionen, die hier Arbeit und Brot fanden, wenn die Wirtschaft denn prosperierte - wo waren sie? Die City of London glich des Nachts einer Geisterstadt, und das umso mehr in dieser Nacht.
Nur für die Frau allein schienen die Neonreklamen mit ihren absurden Versprechungen durch die regentrübe Dunkelheit, verhießen dies und beschworen das - die Frau beachtete sie nicht. Millionenetats der Werbefachleute, umsonst verschleudert. Wäre sie sich ihrer Rolle als vernichtende Konsumkritikerin bewusst gewesen, es hätte ihr sicherlich gefallen - doch hatte sie dafür so überhaupt keinen Sinn in dieser Zeit.
Regentropfen rollten wie ziellose Kiesel den Abhang ihres Regenmantels hinunter, dessen imprägnierte Außenhaut in ihrem Knautschlackdesign die ohnehin nutzlose Werbeinformation verzerrte und somit ein Stück näher an die Wahrheit rückte. Es war auch dieser Mantel, der viel von dem Aussehen der Frau verbarg, denn er warf Falten, wo keine waren und wölbte sich, wo er nicht sollte - alles in allem nur zweckmäßig, aber nicht schön.
Die junge Frau war gut fünf Fuß groß und schlank. Ihr Körper war nicht üppig, sondern fraulich, aber das ist sowieso das bessere Attribut. Entgegen dem Klischee war er auch straff und muskulös und trotzdem weiblich - aber Äußerlichkeiten sind banal, das ist ja bekannt.
Der Kopf der jungen Frau war oval mit kurzen, glattfrisierten strohblonden Haaren und feingeschnittenem Gesicht, in dem graue Augen dominierten und nicht der Mund, der schmal und dennoch sinnlich wirkte. Eine gerade Nase und ein energisches Kinn verrieten Kraft und Selbstbewusstsein. Der größte Bildhauer ist doch die Natur, denn sie allein vermag es, aus solchen doch eher strengen Gesichtszügen nur durch ein Lächeln eine Schönheit zu modellieren - wenn durch dieses Lachen tausend kleine Fältchen aufsprangen und ein Abbild des Lebens selber schufen. Das schelmische Augenblitzen und die weißen Zähne unterstrichen all dies nur noch. Doch auch etwas Verhärmtes konnte man in diesem Gesicht lesen, die Spuren bereits vergangenen, aber nicht vergessenen Leids und auch ein gut Teil Härte, die sie sich zu eigen machen konnte.
Deirdre von den Schmerzen.
In einer Handtasche ruhte, und das passte so gar nicht zu der anmutigen Gestalt mit dem bezaubernden Lächeln, eine Pistole vom Kaliber Neun Millimeter, geladen und gesichert und schallgedämpft.
Die Waffe eines Attentäters.
Es war Weihnachten, und diese Frau war ein Engel des Todes.
Das Schicksal spann oft seltsame Netze.

Kapitel Drei

Er war eine Lebensform reinster Art, wie er sich gab und bewegte, das merkte man sofort. Schlank, durchtrainiert, muskulös, über fünf Fuß groß, die Haare zu einem kurzen Stachelkamm frisiert, Ohren und Nacken sauber rasiert, bartlos.
Das Gesicht beherrscht vom energischen Kinn mit seinem tiefen Grübchen, die dunklen Augen versteckt hinter einer Brille mit dicker, dunkler Fassung, der Mund mit wulstigen Lippen, gewichtige Worte suggerierend.
Der Gang aufrecht, federnd, weit ausgreifend, Wehrsport - gestählt, Beifall heischend.
Morris Vandorne fühlte das Blut der Herrenmenschen in seinen Adern strömen, das Blut der Arierrasse, der besten Rasse des Planeten und berufen. Er bekannte sich vehement zu den Erkenntnissen des Sozialdarwinismus: der Stärkere regiert den Schwächeren und merzt ihn aus - so war es immer, so war es richtig und würde es immer sein, davon war er felsenfest überzeugt.
Noch eine flammende Rede vor Kameraden, mit Treueid und Fahnenweihe, dann ging auch dieses Julfest zu Ende.
Vandorne stand vor dem Gadrerobenspiegel und legte seine Uniform an, natürlich in den Farben schwarz und braun, eng geschnitten, steif gestärkt und scharf gebügelt - sie paßte sich seinem Körper an wie eine natürliche Schutzhaut. Jetzt das Koppel mit der Revolvertasche, vorne am Schloß das Emblem des zerschmerternden Blitzes, Symbol der göttlichen Fügung. Die hohen Schaftstiefel aus glänzendem mattschwarzen Leder, mit silbernen Spangen. Die schwarzen Handschuhe aus weichem Velours und schließlich der weitgeschnittene Mantel, aus reinem Leinen gearbeitet - noch durfte er die Uniform mit der Waffe nicht offen zur Schau stellen, noch war es nicht an der Zeit.
Morris Vandorne wusste das, aber er wusste, dass diese Zeit bald kommen würde. Immer mehr Menschen erkannten in den Niggern und dem anderen Geschmeiß aus den alten Kolonien die Schädlinge, die sie am Volkskörper darstellten. Seine Zeit würde bald gekommen sein. Das Mal, dass er sich unter der Achsel hatte eintätowieren lassen, nicht nur aus Sentimentalität, sondern aus großer Tradition, erinnerte ihn daran, wenn er nackt vorm Spiegel stand und sei­nen straffen Körper bewunderte.
Er war ein Arier.
Er repräsentierte eine Lebensform reinster Art.
Er war die reinste Form des Abschaums.

Kapitel Vier

Noch nicht.
Es war noch nicht so weit.
Shroud sah auf die Zeiger seiner Armbanduhr, als könne sein Blick ihren Umlauf um das Zifferblatt beschleunigen. Der junge Detektiv wusste, das war nur Wunschdenken, doch der Blues in ihm hörte nicht zu schreien auf. Und alles, was auf ihn wartete, war die trostlose Einsamkeit seiner Wohnung.
Verdammte Weihnachten. Seit Stunden irrte er nun schon ziellos durch die Straßen einer Stadt, die ihm Ruhe und Frieden vorgaukelte - zumal hier, abseits des Trubels der eigentlichen City - die in Wahrheit jedoch im Verborgenen ihre wahre Boshaftigkeit nährte. Es war wie immer nur der schöne Schein, der die Touristen anlocken sollte: ihre Wirtschaftsmacht war gefragt. Die Menschen - so oder so - blieben auf der Strecke.
Das Schild des Pubs in dieser kleinen Seitenstraße - Shroud wusste nicht einmal genau, wo er sich augenblicklich befand - war wie eine Insel, wie die Verheißung von Ruhe und Frieden. Sogar jetzt hatte dieser Pub geöffnet - einer der Vorzüge, in einer Weltstadt zu wohnen.
„The Ferryman“.
Eine Fähre hinfort von der Ödnis der Straßen.
Shroud drückte die kleine Tür auf und ließ sich vom wohligen Schein eines Kaminfeuers willkommen heißen. Der Wirt begrüßte ihn mit einem freundlichen Nicken - er war der einzige Gast und daher umso lieber gesehen. Die Bar war ein geschmackvolles Ensemble roh beschlagenen Holzes, nur oben poliert, überragt von den schönen, chrom- und messingfarben leuchtenden Zapfhähnen.
Jetzt ein Ale, dazu ein Single Highland Malt - vielleicht würde das seine frierende Seele ein wenig erwärmen.

*

Noch nicht.
Es war noch nicht soweit.
Die Zeit für den Hit war noch nicht da.
Deirdre fühlte die kühle, feuchte Luft der Nacht in ihre Lungen fluten, und eine milchige Atemfahne strömte von ihrem Mund in die Straßenschlucht. Die junge Frau sah auf ihre goldene Uhr, doch die Zeiger waren noch nicht dort angelangt, wo sie hätten angelangt sein sollen. Wie immer in einer solchen Situation fühlte Deirdre eine leise Unruhe, eine schleichende Ungeduld an ihren Nerven nagen, etwas, dem sie sich nicht entziehen konnte. Später dann, während sie ihrer Profession nachging, fühlte sie nur kalte Ruhe.
Besser so als umgekehrt, dachte sie sich und gab sich der Nervosität hin.
Die Straßen in diesem Teil Londons waren dunkel, kaum schafften es die Laternen, die trübe Stimmung des Abends aufzuhellen. Weiße Weihnacht - das hatte diese Stadt seit Jahren nicht erlebt.
Aus wenigen Fenstern nur noch drang der helle Schein von Lampen als Zeuge einer noch vollzogenen Feierstunde. Deirdre hatte ihr letztes harmonisches Weihnachten vor Jahren begangen - doch nicht heute.
Die junge Frau war mit sich selbst im Frieden in Nächten wie dieser. Sie hatte ein Ziel, musste eine Aufgabe erfüllen, einen Auftrag ausführen. Das allein war wichtig. Nichts außerdem zählte.
Noch etwa zwei Stunden.
Sie bog um eine Ecke und sah das erleuchtete Schild eines Pubs, „The Ferryman“. Eine kurze Phase der Sammlung, ein mildes Getränk konnten ihr jetzt nur nutzen. Sie beschloß, den Rest der öden Wartezeit in diesem Lokal zu verbringen, das „fully licensed“ mit vielen verlockenden Angeboten warb - die erste wahrhaftige Werbung der Nacht.
Deirdre öffnete die Tür und trat ein.

*

Man sagt, dass wildfremde Menschen, die einander niemals zuvor begegnet sind, sich doch kennen, ja einander vertraut sein können. Vielleicht war es auch nur die Faszination eines lächelnden Gesichts, dachte Shroud, als die Frau den Pub betrat. Noch bevor er im sanften Schein des Kaminfeuers ihre Gestalt ganz mit seinen Augen erfasst hatte, war sie ihm schon auf eine merkwürdige Art sehr nahe.

*

Deirdre sah den Mann an der Theke, das bauchige Glas mit Ale in der Hand, den Blick auf sich gerichtet, und fühlte, wie ganz kurz ein merkwürdiges Gefühl durch ihren Körper brandete. Es war unbekannt und doch nicht unangenehm. Irgend etwas zwang sie, den Blick in den Augen des anderen zu suchen, ihn festzuhalten und in sich aufzusaugen. In solchen Momenten fragte Deirdre nach der Macht des Schicksals.

*

Es war selbstverständlich, dass sie sich zu ihm setzte und ihn ansprach. Er trank Laphroig, pur, wie nicht anders zu erwarten, und sie hatte den würzigen Geschmack von Glayva auf der Zunge. Aus einer Musicbox klang leise Barmusik - Klavier, Baß, Saxophon und sanfte Drums.
Er hieß einfach Shroud, etwas merkwürdig, wie Deirdre dachte. Ein Name so voller Assoziationen - ganz wie der ihre.
Ihr Name rief  Gedanken an keltische Sagen in ihm wach, die er immer mit Gewinn gelesen hatte. Mit Wohlgefallen glitten seine Blicke über ihren Körper, kehrten aber immer wieder schnell zurück in dieses faszinierende Gesicht mit den strahlenden Augen und dem hinreißenden Lächeln. Es war dieses Gesicht, das den Eindruck des Körpers mit der Zeit verwischte, zur Nebensache degradierte.
Die beiden jungen Menschen hockten dort in dem Pub zusammen, als hätten sie seit Jahren diese Angewohnheit entwickelt. Viel gesprochen wurde nicht, ein jeder hing seinen Gedanken nach. Die des Detektivs glitten zurück im Strom der Zeit, bis sie ankamen in jenem kleinen Ort im Osten der USA, in dem er aufgewachsen war, dessen Mief und Enge ihn immer schon bedrückt hatten, wo seine Weihnachtstraurigkeit entstanden war, unter der er auch dieses Jahr wieder litt.
Woran Deirdre dachte, sprach sie nicht aus. Shroud erfuhr nur, dass sie in einer Kleinstadt in Fermanagh beheimatet war, einer der sechs Grafschaften von Ulster, die heute Nordirland heißen. Er wollte auch gar nichts näheres über sie erfahren, wollte allein seiner Phantasie und den Traumblasen seiner Einbildung folgen. In diesen Minuten war Deirdre nahe seinem Ideal von einer Traumfrau. Die Wirklichkeit interessierte ihn nicht, die Wirklichkeit war Weihnachten und schmerzte.
Deirdre dachte an Nordirland - Ulster, das war für sie die IRA.
Es war der Kampf um Unabhängigkeit vom ungeliebten, hegemonialen Nachbarn, das war die schizophrene Idee von der Vereinigung mit einem Staat, der die Organisation, für die sie zu kämpfen einen Eid geleistet hatte, auf seinem Territorium verbot. Der anachronistische Zwiespalt zwischen Protestanten, pro - britisch, und Katholiken, pro - irisch, war schon längst eine Auseinandersetzung um ein Problem, dessen Lösung der Quadratur des Kreises gleichkam. Trotzdem kämpften auf beiden Seiten die Parteien mit den Mitteln der Politik und des Terrors - wer wollte hier unterscheiden? - um den Sieg ihrer Sache. Auch hier blieben Menschen auf der Strecke. Die Politiker rangen um Frieden, doch wahren Frieden würde es dort niemals geben. Zu tief saß der Hass in den Herzen der Menschen – der, die nie von ihrer Radikalität ablassen würden.
Das war es, woran Deirdre dachte, die überzeugt war von dem, was sie tat. Und eine feste Überzeugung musste derjenige haben, der einem blutigen Handwerk folgte.
Aber nicht jetzt, nicht an diesem Ort. Ihre Gedanken kehrten zurück aus der Ferne und wandten sich dem Manne zu, der still und in sich versunken neben ihr saß, die Hand das kristallene Whiskyglas umschließend.
Ganz spontan bat sie ihn, mit ihr zu tanzen, und nach einer kleinen Sekunde der Verblüffung erhob er sich und führte sie in die Mitte des Pubs, wo sie Platz hatten. Deirdre schmiegte sich an den Körper des Mannes namens Shroud und fühlte seine starken Arme sie sicher umschließen, und für ganz kurze Minuten gab sie sich einem Gefühl von Geborgenheit hin. Nicht lange dauern durfte dieser Augenblick, dann wurde ihr bewusst, dass sie sich gehen ließ.
Es gab keine Hoffnung für eine Beziehung zu einer Frau wie ihr, denn da war noch ein Schwur, den sie abgelegt hatte, eine Sache, der sie diente.
Als sie ging - Shroud versuchte erst gar nicht, sie zu halten - brach etwas auseinander, das vielleicht in einer anderen Welt zum Glück geführt hätte.
Zurück blieb ein Detektiv mit seinen kalten Waffen, mit nichts, das die Kälte in seiner Seele mindern könnte.

Kapitel Fünf

Morris Vandorne war mit dem Verlauf des Abends mehr als zufrieden. Aus seiner Sicht konnte er das auch sicher sein. Er, ein geborener Volksredner und Demagoge verstand es, in unheiligster Tradition die Seele der knetbaren Masse Mensch nach seinen Vorstellungen zu formen und zu gestalten. Nicht selten kam etwas äußerst monströses dabei heraus.
Vandorne war sich seiner Wirkung auf die niedersten Triebe des Menschen bewusst, er verstand sehr viel von Psychologie und war allgemein hoch gebildet - das machte bei ihm den Unterschied aus zwischen Verblendung und Verbrechen.
Vandorne hatte Macht - sie wuchs ihm zu aus seinen zweifelhaften Talenten und der perversen Struktur einer Gemeinschaft, die das Vorrecht des Herrschers niemals in Frage stellt. Vandorne kannte Lord Actons Ausspruch von der Korrumpiertheit der Macht, und er war korrupt: wie oft hatte er sein eigenes Wohl über das seiner Mitmenschen gestellt! Geahndet wurde das nicht in einer Verbindung, die nach den Regeln des Faschismus lebte. Intelligenz und Korruption: wer behauptete da noch, der Mensch sei edel, hilfreich und gut?

*

Die Zeit war da.
Deirdre war da.
Es war fast zu leicht gewesen, in das bewachte Haus einzudringen und sich zu verbergen. Deirdre hatte damit gerechnet, einige der Bediensteten töten zu müssen, aber sie konnte ihnen problemlos ausweichen. Das Haus trug den prahlerischen Namen „Ordensburg“ und war entsprechend verschwenderisch ausgestattet: Hermeline, Säulen, Vorhänge - eine Unzahl von Verstecken..
Die Waffe in der Hand - eine Luger Militärpistole Kaliber Neun Millimeter mit Schalldämpfer, zwölf Schuß im Magazin, weich ummantelte DumDums - kauerte Deirdre im Schlafzim­mer in einer Nische hinter einer gewaltigen Bodenvase. Den glänzenden Knautschlackmantel hatte sie draußen in einer Hecke verborgen. Sie trug ein eng anliegendes Trikot von mattschwarzer Farbe, dünne Lederhandschuhe und ein breites Stirnband. Sie hatte darauf verzichtet, ihre Wangen zu schwärzen - in einem Gebäude mit derart vielen verschiedenen Lichtquellen - es gab Fackeln, Punktstrahler, Kronleuchter... - brauchte sie verräterische Lichtreflexe nicht zu fürchten. Natürlich war sie nicht geschminkt, so dass ihre Haut nicht über Gebühr glänzte.
Aus ihrer Deckung heraus betrachtete sie das Zimmer mit dem großen Himmelbett im Zentrum. An einer Wand ein überlebensgroßes Portrait von Adolf Hitler. Gegenüber dem Bett eine große Audio- und Videowand mit Bändern und einer Unmenge CDs: Wagner - Opern in allen Ausführungen. Ein Bücherregal mit teuer eingebundenen Bänden von ideologischem Inhalt: „Mein Kampf“ in Schweinsleder. Irgendwie passend, dachte Deirdre.
Ihre Gedanken schweiften einen Moment lang ab. Sie erinnerte sich, wie ihr Hauptmann ihr vor drei Wochen den Befehl gegeben hatte, der sie heute hierher führte. Sie dachte daran, wie die IRA Verbindung aufgenommen hatte mit der Vereinigung der Rechtsextremisten. Es war natürlich um Waffen gegangen. Deirdre erinnerte sich auch, wie ihre Organisation von den arroganten Neo - Faschisten eine höhnische Abfuhr erhalten hatte. Gerade Morris Vandorne hatte ein großes Gefäß voll des Hohnes über den Abgesandten ausgeschüttet.
Die IRA - Repräsentanten duldeten keinen Hohn. Mit dieser Botschaft war sie nach London geschickt worden.
Morris Vandorne hatte sein Todesurteil unterschrieben.
Deirdre war hier, um es zu vollstrecken.
Einen Moment lang horchte sie in sich hinein. Sie spürte die tiefe ruhige Kälte in ihrem Leib. Es war wie immer. Deirdre dachte nicht darüber nach, dass sie, die doch eine liebevolle junge Frau hätte sein können, jetzt eine Waffe in Händen von Menschen war, die weder die Reife noch den ethischen Entwicklungsstand besaßen, um derartige Verantwortung zu übernehmen. Sie hatten aus dem Rohmaterial eines Menschen etwas grausames geschaffen.
Wie ein Schemen tauchte in ihrer Erinnerung das Bild eines Mannes auf, der sie tanzend in den Armen gehalten hatte, doch das Bild verblasste schnell wie ein Nebelfetzen im Hauch des Herbstwindes.
Draußen, vor der Tür des Schlafzimmers, wurde es laut. Stiefel klackerten über den polierten Steinfußboden, zackige Befehle wurden gebrüllt und beantwortet. Eine Frau kicherte albern.
Die Zeit war da.
Die Tür öffnete sich, herein kam Vandorne, an seiner Seite eine offenbar stark angetrunkene Frau, der er gerade im Begriff war, die Kleider herunter zu zerren.
Deirdre wartete eine Weile. Die lüsternen Geräusche ließen sie kalt. Ihre Aufmerksamkeit galt den Lauten von außerhalb des Raumes. Dort war Ruhe eingekehrt.
Lautlos und schnell glitt Deirdre aus ihrem Versteck, erreichte das Bett in Sekunden. Vandorne lag auf dem Laken, die Frau über ihm nestelte gerade an seiner Hose herum. Die juge Irin warf einen abschätzenden Blick auf die Frau: es bestand keine Veranlassung, auch sie zu töten. Ein kurzer Hieb mit dem Kolben der Luger betäubte sie sicher.
„Was ist denn los, du Schlampe?“ entfuhr es Vandorne, als der Körper der Frau über ihm erschlaffte und auf seinen Leib prallte. „Wohl weggeknackt, was! Ich werde dir...“
Mühsam rollte er sie von sich herunter, richtete sich auf - und blickte genau in die Mündung der Waffe vor seinem Gesicht.
„Willkommen zur Götterdämmerung.“
Das waren Deirdres Worte zu einem Totgeweihten.

Kapitel Sechs

Als Shroud das Lokal verließ, in dem er für kurze, allzu kurze Minuten glücklich gewesen war, fühlte er sich einsamer und verlassener denn je in dieser Nacht. Von einer Kirche aus schlug eine Glocke halb zwölf. Noch dreißig Minuten Weihnachten.
Und dann?
Shroud nahm seine ziellose Wanderung durch die Straßen Londons wieder auf. Wenn man New York „Big Apple“ nannte, so dachte er, hatte diese Stadt den Namen „Big Grapefruit“ verdient - äußerlich schön, innerlich bitter.
Er ging durch Bereiche der Stadt, die er niemals zuvor gesehen hatte, und hing seinen trüben Gedanken nach. Er war ein Krieger in einer Welt des Krieges. Eine ähnliche Ausstrahlung hatte er auch bei der jungen Frau, bei Dreirdre empfunden. Warum hatte er sie gehen lassen?
Er wusste es nicht, wusste nur, dass er sie allenfalls mit Gewalt hätte aufhalten können.
Es war alles so sinnlos, so...
Geräusche störten den melancholischen Fluß seiner Gedanken, üble Geräusche.
Ein Mensch schrie.
Andere lachten.
Die Welt des Krieges hatte ihn eingeholt.

*

Es war sehr komisch.
Die drei Skins hatten die Farbige überrascht, als sie von einer Spätmesse kam und nach Hause wollte. Sie war allein, und das war ihr Verhängnis. Sie war jung, und das war ihr Verderben.
Sie, die drei trainierten Männer, fühlten sich der armen Frau in jeder Hinsicht überlegen. Körperlich waren sie es jedenfalls. Sie hatten sie gepackt und in eine kleine Seitengasse ge­zerrt. Niemanden in den umliegenden Häusern schien das zu stören. Die Skins wussten das. Sie verbreiteten eine Aura von Angst und Schrecken.
Besser du als ich, dachten die Bürger in ihren Betten und drehten sich um. Die wahre Krankheit dieser Zeit hieß Feigheit.
Die Männer hatten begonnen, die Frau zu quälen. Was tat sie auch, sie, eine Angehörige des unreinsten Blutes, zu dieser Zeit auf den Straßen? Selbst schuld.
Die Stilette blitzen auf, schnitten durch Kleidung, durch Haarstränge, durch Hautschichten.
Die Schreie der Frau wurden zu schmerzhaftem Wimmern. Faustschläge und Fußtritte brachten sie ganz zum Schweigen.
Als der erste Skin fiel, reagierten die anderen zunächst gar nicht. Schließlich blickten sie sich um. Im Licht der Straßenlaternen, das in die Gasse fiel, sahen sie eine schlanke, fast hagere Silhouette; ein Mann war dort und hatte ihren Kameraden mit nur einem Hieb gefällt. Sie sprangen auf, noch immer von ihrer Überlegenheit überzeugt, und reckten die Stichwaffen vor.
Jetzt sahen sie das Gesicht des Mannes.
Er lächelte.
„Ich kenne den Schmerz“, sagte er mit sanfter Stimme.
„Ich bin hier, um ihn mit euch zu teilen."
Zum ersten Mal seit Monaten fühlten die Skins sich allein, verlassen, hilflos.
Angst griff würgend nach ihren Herzen.
Plötzlich wussten sie: alle Untaten, alles Leid, das sie verbreitet hatten, würde nun über sie selbst kommen. Voller Verzweiflung warfen sie sich voran.

*

Shroud erwartete den Angriff der Skins gelassen. Sie waren ein willkommenes Ventil seiner Verzweiflung. Sie waren fast so etwas wie ein spätes Weihnachtsgeschenk. Er erteilte ihnen die Lektion, die sonst sie erteilt hatten - und er ließ es weh tun.
Sie hatten keine Chance.
Er war ein Träger des vierten Dans.
Dagegen waren sie wie Kinder.
Den letzten, der noch nicht das Bewusstsein verloren hatte, fragte er aus. Shroud hatte noch nicht genug. Er wollte seine Lektion fortschreiben, jedoch nicht weiter mit diesen Lakaien des Terrors.
Shroud wollte einen Führer.
Er erhielt alle Angaben, die er verlangte.
Einen Bewohner eines der Häuser wies er nachdrücklich an, für Ambulanz und Polizei zu sorgen, hinterließ ihm eine Karte und ging.
Die Nacht war noch jung.
Noch war Weihnachten.

*

Deirdre hatte ihn auf den Knien, mit heruntergelassenen Hosen. Er heulte Rotz und Wasser, der Herrenmensch. Deirdre war innerlich kalt. Sie war nur erfüllt von der Ausführung ihres Auftrags. Sie spannte den Hahn der Automatik, die Waffe lag genau im Ziel. Die Kugel würde Vandorne den Schädel zertrümmern, sein Hirn an die nächste Wand werfen.
DumDums waren furchtbare Geschosse.
Da wurde es laut draußen. Geschrei brandete auf, dann Schläge und Schreie. Deirdre zögerte. Mit einem heftigen Knall erbebte die Flügeltür zum Schlafzimmer. Noch ein berstender Schlag, und sie schwang protestierend in den Angeln kreischend auf. Zwei Körper schlitterten leblos über die Fliesen. Dahinter stand er, wie ein rächender Gott, die Waffe in der Faust.
Shroud.
Deirdre rang nach Luft.
Wie um alles in der Welt war das möglich?
Sie vergaß Vandorne, vergaß die Luger in ihren Händen, vergaß die IRA - ihre Gedanken waren erfüllt von diesem Mann dort draußen, der nun herein kam - und ebenfalls erstarrte.
Als Shroud mit wenigen Blicken die Situation erkannte, wurden seine schlimmsten Befürchtungen zu grausamer Gewissheit.
Sie war eine der hinreißendsten Frauen, die er je gekannt hatte.
Und sie war eine Mörderin.
Hin- und her gerissen von diesen Gefühlswallungen obsiegte letztlich sein Sinn für Gerechtigkeit. Er ließ die Hand mit der Waffe, einer Sig Sauer, sinken, hob wie beschwörend die andere Hand und ging langsam auf Deirdre zu.
„Nein, Deirdre“, sagte er leise, „nicht so, nicht so bitte!“
Deirdre senkte nur den Kopf.
„Ich muss.“
„Nein. Niemand kann dich zwingen.“
„Du kennst die Organisation nicht.“
„Ich kenne dich, und das genügt.“
„Du kennst auch mich nicht.“ Ein Anflug von Bedauern schwang in der Stimme Deirdres mit, die jetzt gerne nur Frau gewesen wäre. „Du kennst nur ein Bild von mir, das du in deinem Herzen trägst. Es ist eine Illusion. Das hier“, sagte sie voll Bitterkeit und deutete mit dem Kopf auf Vandorne, „ist die Realität.“
Morris Vandorne verstand gar nichts mehr.
Er hätte tot sein sollen, weggepustet von diesem Miststück, das einfach aus dem Nichts aufgetaucht war und ihm mit einer Waffe gegenüberstand. Er hätte sich fast in die Hosen geschissen. Mit seinen Wachen musste er noch abrechnen.
Seine Intelligenz gewann allmählich die Oberhand über die Panik in seinen Eingeweiden. Dort auf dem Bettzeug, nur knapp einen Meter entfernt, lag das Halfter mit seiner Waffe. Er war ein trainierter Soldat - er konnte es schaffen.
Es war sein letzter Fehler.
Es war nur ein Reflex: ein Schimmern von Licht auf Stahl im Augenwinkel. Eine perfekte Maschinerie wurde aktiviert: der menschliche Körper.
Columna vertebralis drehte den Oberkörper, unterstützt durch die autochthone Rückenmus­kulatur. Der rechte Arm, gestützt durch Scapula und Clavicula, ruckte im Articulatio humeri aufwärts in die Waagerechte, bewegt durch Musculus detoideus. Humerus, Ulna und Radius vollführten eine Extension, bildeten eine Linie über Articulatio cubiti durch Musculus triceps brachii. Die Faust mit der Waffe beugte sich in Ulnarabduktion zur Kleinfingerseite, der Lauf bildete so eine Verlängerung des Armes. Der Daumen in Opposition zu den Phalangen stützte den sicheren Halt der Automatik, eine Flexion des Zeigefingers um den Abzugsbügel löste den Schuss aus.
Dieser Vorgang lief zweimal ab in nur Bruchteilen von Sekunden. Zwei Schüsse peitschten durch den Raum, einmal schallgedämpft, einmal mit der Urgewalt der Pulverexplosion. Zwei Kugeln, ein 38er Stahlmantelgeschoß, eine DumDum, zerschnitten die Luft des Raumes, zerschnitten im selben Moment den Lebensfaden des Herrenmenschen Morris Vandorne, der in all seiner Überheblichkeit gedacht hatte, er könne zwei wahre Krieger besiegen.
Er war tot, bevor sein zerfetzter Körper den Boden berührte.

*

Irgendjemand hatte die Polizei gerufen und war dann abgehauen. Das klagende Heulen der Sirenen klang durch die Nacht, näherte sich zusehends dem Ort der Gewalttat.
Shroud sah zu Deirdre, die kraftlos auf einen Stuhl gesunken war.
„Geh“, sagte er.
Sie sah auf.
„Warum? Es war kein Mord.“
Er schüttelte den Kopf.
„Nein“, sagte er. „Geh!“
Sie blickte in seine Augen und hinein in einen Ozean von Leid. Dann verstand sie, nickte nur und ging. Leicht entkam sie der Polizei.

Kapitel Sieben

Es dauerte lange, bis Shroud, der Detektiv, den Polizisten begreiflich machen konnte, was hier vorgefallen war. Er sei, ausgehend von den Informationen jenes Skinhead, hier eingedrungen und habe Vandorne gefunden, der eine junge Frau mit der Waffe bedrohte. Er habe einige Leibwächter niedergeschlagen und Vandorne so abgelenkt. In dieser kurzen Zeit habe die Frau selbst zu einer Waffe gegriffen, die wohl hier herumlag, und geschossen. Ja, auch er habe geschossen, aber nur, um sein Leben zu verteidigen. Nein, er wisse nicht, wo die Frau abgeblieben sei.
Shroud wusste, dass man ihm nicht glaubte.
Aber sie konnten nichts beweisen.
Und es war kein Mord gewesen.
Sein Gewissen war nicht restlos beruhigt, aber es musste wohl so genügen.
„Sie wollen bei dieser Aussage bleiben?“ fragte der Polizist, der noch nichts von dem Vorfall mit den Skins wusste.
„Ja“, sagte Shroud und ahnte, die Zukunft würde weitere Fragen bringen.
Der Polizist nickte. Auch er wusste das. Jetzt war es beiden egal.
„Sie können gehen.“
Der Polizist mochte keine Nazis. Das war Shrouds Glück.
Er ging auf das nächste Telefonhäuschen zu, um ein Taxi zu bestellen, dann besann er sich eines anderen und ging zu Fuß.
Es waren mehrere Kilometer, doch das war ihm egal. Er brauchte Luft, er brauchte Zeit.
Er dachte an Deirdre.
Er dachte an sie, und seine Phantasie gaukelte ihm eine Welt vor, die es niemals geben konnte.
Weihnachten war vorbei.
Die Traurigkeit war geblieben.
Irgendwann in den frühen Morgenstunden erreichte er die Lime Street, wo er wohnte.
Im Schatten des Aufgangs seiner Wohnung wartete Deirdre auf ihn.
Er blieb stehen und sah sie an. Ihre Blicke kreuzten sich lange, zwei Seelen offenbarten sich einander. Beide spürten das Gefühl der Bedrückung, die Gewissheit der Trennung, die ihnen jetzt endgültig bevorstand.
Shroud wollte tausend Fragen stellen, wollte sogar nach dieser Frau greifen, sie festhalten, trotz des Vorfalles, dessen Zeuge er geworden war.
Er tat nichts hiervon, blickte sie nur stumm und traurig an.
„Vielleicht ein andermal“, sagte Deirdre leise, hob ihre Hand und streichelte kurz über seine Wange.
„Vielleicht ein andermal“, antwortete er, obwohl er daran nicht glaubte.
So hatte auch dieses Weihnachtsfest nichts gebracht, was er nicht schon gekannt hatte: es dominierte eine tiefe Niedergeschlagenheit. Er stand dort, in der Lime Street Nummer 8, gelehnt an die Wand des Hauses, in dem er wohnte, lange noch, nachdem die junge Irin verschwunden war.
Noch war es stockfinster. Ein Pärchen kam die Straße herab, einander verliebt bei den Händen haltend. Die Frau winkte dem jungen Detektiv zu.
„Fröhliche Weihnacht!“ rief sie mit heller Stimme.
Shroud sah auf, aus seinen trüben Gedanken gerissen.
Er blickte das Pärchen an.
„Ja“, sagte er dann, „das wünsche ich Euch auch!“
Dann schloß er die Haustür auf und ging hinein.

 

 

Ende

 

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